Klassik-Konzerte - virgin-jazz-face

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Pressemitteilung:
 
Rekordsaison am Konzerthaus Dortmund 2024
 
Seit den Eröffnungsjahren hat das Konzerthaus noch nie so viele Karten verkauft wie in der aktuellen Saison 2023/24.
 
Die Corona-Pandemie und deren Folgen hat den Kultureinrichtungen schwer zu schaffen gemacht. Nach der Pandemie wieder die Auslastung der Vor-Corona-Zeiten zu erreichen, hat sich als große Herausforderung erwiesen. Das Konzerthaus Dortmund hat in der aktuellen Saison 2023/24 nicht nur die Werte der Vor-Corona-Zeiten erreicht, sondern verzeichnet bereits jetzt die höchsten Verkaufszahlen seit den Eröffnungsjahren 2002–2004. „Die Entwicklung ist extrem erfreulich“, sagt Konzerthaus-Intendant Raphael von Hoensbroech. „Wir haben zu Beginn dieser Saison gehofft, wieder die Besucherzahlen aus der Zeit vor dem Corona-Knick zu erreichen, doch wir übertreffen sie sogar. Die aktuellen Zahlen sprengen unsere Erwartungen.“
 
In den bisher 89 von insgesamt 113 Eigenveranstaltungen hat das Konzerthaus bereits jetzt den besten Umsatz und die höchste Auslastung seit der Eröffnungssaison 2002 erzielt. Seit September 2023 waren rund 90.000 Besucherinnen und Besucher im Konzerthaus Dortmund. Das sind schon zum jetzigen Zeitpunkt rund 25 Prozent mehr Besucher als in der gesamten vorherigen Saison 2022/23. Damit waren nur die Saisons 2002/03 und 2003/04 kurz nach der Eröffnung besser besucht – in beiden Spielzeiten fanden aber auch mehr Konzerte statt: 146 in der ersten und 118 in der zweiten Saison.
 
Der Erfolg lässt sich laut Intendant Raphael von Hoensbroech nicht an einzelnen Ursachen festmachen. „Es gibt eine Vielzahl von Gründen“, sagt Raphael von Hoensbroech. „Unser Ziel ist es, als Konzerthaus nahbar zu sein und dem Publikum einen Raum zu bieten, in dem es emotional berührt wird. Dafür machen wir ein Programm, das sehr unterschiedliche Bedürfnisse anspricht und immer eine sehr hohe Qualität hat. Hinzu kommt, dass wir unsere Kommunikation neu ausgerichtet haben.“
 
Anne-Katrin Röhm, Leiterin Strategisches Marketing, Kommunikation und Vertrieb: „Wir haben uns bereits vor Corona sehr intensiv damit beschäftigt, wie wir neue Besucherinnen und Besucher für das Konzerthaus Dortmund gewinnen können und dazu eine groß angelegte Marktforschungsstudie durchgeführt, nach der wir unsere Kundenansprache sukzessive neu aufgestellt haben. Unsere Kampagne setzt weniger auf die Namen einzelner Künstlerinnen und Künstler, sondern knüpft auf einer emotionalen Ebene an – damit gehen wir neue Wege und sorgen dafür, dass unser Programm möglichst viele Menschen erreicht. Diese Arbeit zahlt sich jetzt offensichtlich aus.“
 
Intendant Raphael von Hoensbroech: „Es sind die Menschen, die dieses Haus prägen – vom Pförtner über das Einlasspersonal bis zu Ticketing und Gastronomie. Sie alle sorgen dafür, dass sich Menschen bei uns willkommen fühlen und wiederkommen. Ich sehe aktuell viele neue Gesichter im Publikum, die es zu halten gilt. Ich glaube, es gibt eine Sehnsucht nach guter Musik und schönen Erlebnissen, gerade in Zeiten der Unruhe und der Krisen. Dass wir diese Saison mit einer solch positiven Nachricht beenden können, zeigt, dass wir diese Sehnsucht stillen und Kultur nach wie vor einen immens wichtigen Dienst an der Gesellschaft leistet.“
 
Den Pressebereich des Konzerthaus Dortmund inklusive aktueller Fotos zur redaktionellen Berichterstattung finden Sie unter www.konzerthaus-dortmund.de.
 
Pressekontakt:
Anastasia Päßler
Pressesprecherin
Tel.: 0231 – 22 696 141
 
www.konzerthaus-dortmund.de
 anastasia.paessler@konzerthaus-dortmund.de


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Hilary Hahn und Mendelssohn in der “Neuen Zeit“
 
Nach einer sehr intensiven und von Konzerten wie Workshops geprägten Woche ging der Besuch von Hilary Hahn in Dortmund mit dem Violinenkonzert von Mendelssohn in die Zielgerade. Als Orchester gastierte das Filarmónica Joven de Colombia unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada.
 
Nach Konzerten von Bach und Tschaikowski in den Tagen davor, war Hilary richtig in Fahrt, denn was kann es besseres geben als eine Woche von absolvierten Live Konzerten.
 
Hilary suchte nie eine Perfektion, denn für sie war die Ausdruckstärke und der Klang immer das wichtigste in der Musik, was dazu führte das sie den Charakter eines Violinen Konzertes wie der Komponist es komponiert hatte immer beibehielt.
 
Für das Mendelssohn Violinenkonzert gastierte das Orchester außerordentlich talentierter Musiker*innen im Alter zwischen 17 und 24 Jahren unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada, der mit diesem Orchester eng verwachsen ist.
 
Der Abend begann mit einer Komposition von Wolfgang Ordoñez »Travesía«, diese lebhafte Komposition war eine perfekte Einleitung zu Mendelssohn.
 
Eine Hilary Hahn in toller Spiellaune betrat die Bühne und mit den jungen wilden und engagierten Musiker*innen ging es gleich zur Sache.
 
Das Violinenkonzert war kaum wiederzuerkennen, mit so viel Energie und Virtuosität gespielt ließ es niemanden ruhig auf den Stühlen sitzen. Das romantische Konzert blieb romantisch hatte aber Biss und Dynamik und das Andante war nie Süßlich sondern unglaublich gefühlvoll gespielt. Hier konnte man drin versinken und bis zum letzten Ton das Konzert genießen.
 
Mit tosendem und nicht aufhörenden Beifall konnte Hilary Hahn kaum die Bühne verlassen und hinterließ den Menschen ein Geschenk an Hörgenuss.
 
Der zweite Konzertteil gehörte Igor Strawinsky »Petruschka« (Burleske in vier Szenen) und dem tollen Orchester aus Kolumbien.
 
Eigentlich ist Petruschka eine Ballett-Komposition, also Ballett und Orchester, wer aber dachte das dieses Ballett fehlte, täuschte sich. Das Orchester unter Andrés Orozco-Estrada übernahm selber den Part des Balletts. Die Musiker*innen tanzten mit ihren Armen, Beinen und Instrumenten so phantastisch, das die Interpretation der Komposition und der Tanzfiguren eine Einheit bildeten. Mit viel Verve und Energie gespielt wurde auch das Orchester mit Petruschka von Igor Strawinsky unter tosendem Beifall verabschiedet.
 
Eine Woche voller Intensität hatte ihren Abschluss gefunden und gezeigt das dieses Konzept mit der Einbindung von Musikern und Musikerinnen sehr gut funktioniert und für die Zukunft eine erfolgreiche Plattform ist.
 
Text: Kurt Rade,   Fotos: Petra Coddington


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Gustav Mahler Sinfonie Nr. 2 c-moll  die „Auferstehung“ gespielt mit einer unglaublichen Wucht und Zärtlichkeit
 
Orchester - Rotterdam Philharmonic Orchestra
Chor- Jugendkonzertchor der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund
Dirigent - Lahav Shani
Gesang - Chen Reiss Sopran
Gesang - Anna Larsson Mezzosopran
 
Als ich in meinen jungen Jahren zum ersten Mal Gustav Mahler und seine 5. Symphonie hörte, war ich wie vom Schlag getroffen und das eigentlich als Jazz-Hörer und damals auch noch Jazzmusiker. Ich verschlang förmlich seine Symphonien, denn in ihnen fand ich das was ich auch bei John Coltrane gefunden hatte. Eine unglaubliche Tiefe, das Spiegeln seiner Seele gleich einer Offenbarung.
 
Natürlich war für den heutigen Abend die Spannung und Erwartung groß, denn leider kann man die 2te von Mahler viel zu selten live erleben. Das Konzert war ausverkauft und beim Betreten des Konzertsaales wurde noch kräftig gestimmt.
 
Nach dem Lahav Shani unter Beifall sein Pult betreten hatte wurde es so still das man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
 
Sehr energisch und akzentuiert begann der erste Satz und es war sofort herauszuhören das Lahav Shani mit dem Orchester keine Schleichfahrt hinlegt sondern schon den ersten Satz des Öfteren explodieren ließ.
 
Das Umschalten des Orchesters von Lyrisch auf Explosiv und umgekehrt war einfach unglaublich.
 
Der zweite Satz, von Mahler angegeben als „Nie eilen“ ein Genuss an Melodie, herrlich einfallsreich und mit abwechselnden Stimmungen. Das Orchester genoss es förmlich sich und den Zuhörern das Werk darbieten zu können.
 
Der dritte Satz begann wie angegeben in ruhig und fließender Bewegung die zum Ende des Satzes in einem Wirbel seelischem Aufschreis endete.
 
Hier ist die Zerrissenheit Mahlers Seele was die Hoffnung auf das noch zu Erwartende im Leben oder warum bin ich denn überhaupt hier klar rauszuhören ist.     
 
„Lieber möchte ich im Himmel sein“ der Beginn des vierten Satzes „Der Mensch lebt in größter Not“ und hat sich denn seit damals und heute nichts geändert? Der Kampf um die körperliche und seelische Existenz ist zeitlos und Mahler verzaubert durch seine Kompositionen, denn die Traurigkeit und die Schönheit dringen in uns hinein. Die warme und etwas dunkle Stimme von Anna Larsson überbringt den Text ergreifend.   
 
Lahav und das Orchester haben Mahler so verinnerlicht, denn ihre Kunst, die Zärtlichkeit und Dynamik so zu transportieren und den Zuhörer einzubinden ist umwerfend.
 
Immer wieder schreit Mahler durch das explodierende Orchester in seiner Komposition das Leben in die Welt hinaus bis zu dem Moment wo der Tod vor dem Menschen steht und die Frage der Endlichkeit oder des Auferstehens sich stellt.
 
„Auferstehen, ja auferstehen wirst du….“ Singt Chen Reiss mit ihrer klaren und wunderbaren Stimme. Der Chor, gemeinsam mit Anna Larsson und Chen Reiss singen dem Finale entgegen, „Du wardst nicht umsonst geboren! Hast nicht umsonst gelebt“, „Bereite dich zu leben“, „Sterben werd ich, um zu leben“.
 
Mit einer wieder unglaublichen Wucht und Dynamik treibt Lahav Shani das Orchester, den Chor und die Sängerinnen ins Finale und lässt das Haus explodieren.
 
Besser kann man Mahler nicht rüberbringen und das Publikum brach mit einem tosenden Applaus aus sich heraus und nahm fast kein Ende.
 
„Was entstanden ist, das muss vergehen! Was vergangen, auferstehen! Hör auf zu beben! Bereite dich zu leben!
 
Ein Dank an Mahler und den Musizierenden.

Text: Kurt Rade, Fotos: Kurt Rade, Paul Marc Mitchell, Marco Borggreve


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Martha Argerich & Lahav Shani im Konzerthaus Dortmund
 
Wer die Möglichkeit hatte, dieses Duo live erleben zu wollen musste einfach versuchen einen Platz im Konzerthaus in Dortmund zu ergattern. Martha Argerich, eine Legende und bis heute eine begnadete Pianistin spielte mit dem jungen und außergewöhnlichen Pianisten Lahav Shani einen unvergessenen Konzertabend. Schon beim Betreten der Bühne war der Applaus frenetisch.
 
Das Programm hätte Martha Argerich geschrieben haben können.
 
Sergej Prokofiew – Sinfonie Nr.1 Fassung für 2 Klaviere
Sergej Rachmaninow – Suite für 2 Klaviere Nr.2 C-Dur
Maurice Ravel – „Ma mere lòye“ Klavier zu vier Händen
Maurice Ravel – „La valse“ für zwei Klaviere
 
Martha Argerich und Lahav Shani haben nicht zum ersten Mal als Duo Konzerte gegeben und sind ein sehr gut eingespieltes Team.
 
Beide sind Meister in der Interpretation von Prokofiew, Rachmaninow und Ravel, hier trifft nun die Wildheit von Argerich und die Jugend von Shani aufeinander.
 
Schon bei den ersten Klängen der Sinfonie Nr.1 von Prokofiew für 2 Klaviere wurde die Virtuosität von Argerich und Shani deutlich. Sie ergänzten sich zu einer Einheit, ließen sich gegenseitig ihren eigenen Raum in dem der andere sich entfalten konnte. Die Komposition von Prokofiew versetzte den Hörer in die Zeit zurück, wie die Revolution wohl empfunden wurde, was von Argerich und Shani auch so transportiert wurde.
 
Bei der Suite von Rachmaninow, dem Spätromantiker tänzelten vier Hände mal Kraftvoll und zum Ende lyrisch und sanft über die Tastatur.
 
Ravel entsprang schon der Neuen Welt und hatte hier verschiedene Märchen zu fünf Kompositionen verfasst. Er hatte seine eigene Art Klangfarben zu generieren und jede Geschichte wurde von Argerich und Shani spielerisch so erzählt und umgesetzt. Vier Hände an einer Tastatur, jeder hörte dem anderen genau zu und ließ den Hörer in die Märchenwelt versinken in denen Dornröschen, Feen, Biester und Däumlinge hörbar wurden.
 
Ravels „La valse“ für 2 Klaviere lehnte sich mehr der Wiener Zeit an und war auch ursprünglich für das Ballett komponiert worden. Argerich und Shani tanzten auf den Tastaturen als würden sie sich durch einen großen Ballsaal bewegen, kraftvoll und mit großem Schwung verzückten sie die Zuhörer was mit stehenden Ovationen belohnt wurde.
 
Argerich und Shani hatten für das Publikum natürlich noch 2 Zugaben gespielt.
 
Peter Iljitsch Tschaikowsky ›Tanz der Zuckerfee‹ aus »Nussknacker«-Suite op. 71a (Fassung für zwei Klaviere)
 
und
 
Johann Sebastian Bach Sonatina aus »Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit« Kantate BWV 106 (Fassung für Klavier zu vier Händen von György Kurtág)
 
Text: Kurt Rade,   Fotos: Adriano Heitman & Marco Borggreve


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Konzerthaus Dortmund:
 
Von einem selten Live zu hörendes Violinenkonzert bis zu der Saison 23 / 24
 
Letzte Woche am Sonntag, gab es wieder ein besonderes Konzert im Dortmunder Konzerthaus. Es gastierte das B`Rock Orchestra unter Maxim Emelyanychev und der außergewöhnlichen Violinistin Vilde Frang.
 
Auch das Programm war außergewöhnlich:
 
Pavel Karmanov „Green DNK“
Robert Schumann „Violinenkonzert“
Alfred Schnittke „Suite im alten Stil für Violine und Klavier“ Fassung „Für Kammerorchester“ von Vladimir Spivakov & Vladimir Milman
Joseph Haydn „Sinfonie mit dem Paukenwirbel“
 
Pavel Karmanov, Komponist und Rockmusiker ist in verschiedenen Welten der Musik zu Hause. Sein Stück für Streicher komponiert, ist sphärisch und in der Kompositionsart leicht angelehnt an Arvo Pärt. Langsam aufbauend in sich wiederholenden Tonfolgen steigert es sich variationsreich wie in einem Karussell zu immer weiter steigenden Höhen hinauf. Erst dezent im Anfang werden die Streicher immer intensiver und bauen druckvoll einen Wirbel auf. Es entsteht ein wilder Reigen an Melodien der sein Ende in einer Rückkehr in die Ruhe findet.
 
Das folgend selten Live zu hörende Violinenkonzert von Robert Schumann kann man wahrlich als Höhepunkt des Abends bezeichnen. Die Interpretation von Vilde Frang und dem B`Rock Orchestra unter Maxim Emelyanychev war außerordentlich lebendig und auch wenn es eine spät romantische Komposition ist, wurde das Konzert mit viel Verve und einer unglaublichen Lebendigkeit gespielt. Was junge Interpreten von ihrer modernen Art her leisten, solche Kompositionen in anderen Denkweisen aufzuführen ist schon sehr bemerkenswert. Zärtlich der Übergang von Vilde Frang in das Adagio und man hatte fast das Gefühl erleben zu können was mit Robert Schumann passieren sollte. Ergreifend mit einer gewissen Traurigkeit das Adagio gespielt und einem Übergang ins Lebhafte ins Leben zurück. Das Publikum honorierte es mit stehenden Ovationen.
 
Nach der Pause überraschte Alfred Schnittke mit seiner „Suite im alten Stil“. Schnittke ist eigentlich als Komponist für moderne Klassik bekannt, was ihn aber nicht davon abhielt eine Suite im Stil der Wiener Klassik zu komponieren. Auch hier spielte das Orchester dynamisch und mit Frische auf, die lyrischen Momente verfeinerten das Ganze.
 
Als Abschluss des Konzertabends, die Sinfonie von Joseph Haydn Nr. 103 mit dem Paukenwirbel. Natürlich auch hier wieder sehr gut gespielt, leider passte es als letzte Komposition nicht so gut ins vorherige Programm aber war trotzdem ein Hörgenuss.
 
In der Woche am Dienstag den 18.04. wurde das neue Programm für die Saison 23/24 von Dr. Raphael von Hoensbach, dem Intendanten und Geschäftsführer des Konzerthauses Dortmund vorgestellt.
 
Wie auch in den vorherigen Jahren, ist wieder ein buntes Programm zu erwarten das Klassik, Jazz, Folklore, finnischen Tango und auch Pop Musik in sich trägt. Interpreten wie Hilary Hahn, das Boston Symphonie Orchester oder Dirigenten und Dirigentinnen wie Esa-Pekka Salonen oder Kristiina Poska, versprechen wieder Musik vom Feinsten. Als Komponist wird der Estische Komponist Avo Pärt eine herausragende Rolle einnehmen. Arvo Pärt prägt mit seinen Kompositionen eine ganze Generation von Klassischen und Jazz Musiker*innen.
 
Das Saisonbuch 23/24 ist unter folgenden Link herunterzuladen:
   
Noch besser, man geht ins Konzerthaus und nimmt sich das Buch mit um es zu Hause studieren zu können.
   
Text: Kurt Rade,  Fotos: Kurt Rade, Marco Borggreve & Andrej Grilc


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„Barbara Hannigan & LSO – Mahler 4. Sinfonie“ im Dortmunder Konzertaus
 
Mitwirkende:
London Symphony Orchestra
Barbara Hannigan - Leitung
Aphrodite Patoulidou - Gesang

Die Einladung zu einer Probe des London Symphonie Orchesters von Mahlers Nr.4 beiwohnen zu können, wollte ich mir nicht entgehen lassen. Dieses fand im Orchesterzentrum des Konzerthauses statt, unter der Leitung von Barbara Hannigan.
 
Barbara Hannigan war nicht zum ersten Mal Gast des Dortmunder Konzerthauses, dort trat sie als Sängerin auf, nun aber als Dirigentin des Londoner Symphonie Orchesters.
 
Ich hatte vorher noch nie eine Dirigentin eines klassischen Orchesters live erleben können, im Gegensatz zu Dirigentinnen von Jazzorchestern die zu außergewöhnlichen Leistungen fähig sind.
 
Eine Besetzungsänderung musste noch vorgenommen werden, denn durch eine Infektion konnte Barbara Hannigan nicht mehr den Part selber singen und wurde durch eine von ihr ausgebildete ehemalige Schülerin, Aphrodite Patoulidou vertreten, die inzwischen eine weltweit anerkannte Sopranistin ist und in vielen Opernhäusern der Welt singt.
 
Wie gut das London Symphonie Orchester ist, bedarf keiner Diskussion und das Beobachten beim Proben der Symphonie war sehr lehrreich. Hannigan unterbrach das spielende Orchester hin und wieder um ihre Vorstellungen der Symphonie dem Orchester beizufügen. Die Veränderungen waren schnell hörbar. Auch der Gesangspart mit Aphrodite Patoulidou wurde einstudiert.
 
Nach der Probe durften die anwesenden Zuhörer*innen Fragen an Hannigan stellen. Eine der Fragen war wie gut das Orchester auf die Symphonie vorbereitet ist. Hannigan antwortete , das dieses Orchester eigentlich die Symphonie schon zu 100 % beherrscht. Erreicht sollen aber 130 % bis 140 % und dieses setzt sich aus dem Charakter zusammen den Hannigan dem hinzufügt.
 
Das Konzert:
 
Olivier Messiaen »L’Ascension«
Eine sinfonische Mediation die Christi Himmelfahrt darstellen soll. Beim ersten Satz konnten die Blechbläser ihr ganzes Können ausleben und die Farben-Vielfalt der Komposition erleben lassen. Der 2 Satz war geprägt durch Klangfarben der Natur wie Vogelgesang, mit anschließendem 3 Satz, der durch Tanz und Rhythmus getragen wurde. Der 4 Satz, Tragend und mit Tiefgang, ein Gefühl des hineinschweben ins Unendliche um da anzukommen was das Ziel ist.  Eine moderne Komposition filigran gespielt und interpretiert.
 

Gustav Mahler Sinfonie Nr. 4 G-Dur
Gustav Mahler war seiner Zeit weit voraus. Ein modern denkender Kopf, mit den Erinnerungen an seine Kindheit, das unvoreingenommen Militärmusik liebte, einfach der Musik zu liebe. Eigene Melodien enwickelten sich schon früh in seinem Kopf. Dass er nach dem Studium der Musik und Komposition schnell aneckte und niemand seine Werke anerkennen wollte, blieb ihm das Dirigieren um sich mit seinen musikalischen Vorstellungen durchsetzen zu können. Seine Tonbildung und die Auswahl der Instrumente war vielen fremd, denn wenn auch heute von Komponisten neue Wege begangen werden, brauchen sie viel Durchsetzungsvermögen. In dieser Situation war auch Mahler, denn obwohl er als Dirigent schon einen guten Ruf hatte, seine Kompositionen hatten es noch sehr schwer.
 
Hannigan hatte um seine Musik zu verstehen, seine Briefe gelesen und sein Leben studiert, um sich in ihn und seinen Gefühlen hineindenken zu können, denn nur so ist die Einfühlung in seinem Seelenzustand möglich. Dieses „ Himmlische Leben“ setzte sie in der Interpretation mit dem Londoner Symphonie Orchester um.
 
Die unglaubliche Zärtlichkeit in ihrer Umsetzung der Symphonie mit dem Orchester setzt Maßstäbe. Energie explodierte und Gefühl hatte ein Erleben.
 
Ihre Finger beim Dirigieren des Orchesters waren Zeichen, die jeden Musiker*innen signalisierten wo es lang geht, wie unsichtbare Fäden hatte sie jede Tonalität und Ausdruck in den Händen und führte es da hin wo sie es wollte.
 
Das Adagio war eine Seelenwanderung und bei einigen Zuhörern blieben die Augen nicht trocken.
 
Aphrodite Patoulidou vollendete mit ihrem Gesang des „Himmlischen Lebens“ die Aufführung. Sie kam nicht wie ein Star auf die Bühne sondern integrierte sich in das Orchester und der Dirigentin leise und kaum bewegend.
 
Mit ihrer klaren und durchdringenden wunderbaren Stimme erzählt sie was Mahler bewegt und beendet auch so die Symphonie.
 
Das Publikum war sehr Bewegt von der Interpretation Hannigans und des Orchesters, denn wenn das Orchester die Bühne nicht verlassen hätte wäre der Abend noch lang geworden.
 
Text: Kurt Rade, Fotos: Holger Jacoby


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Performance
 
„Dance of the Sun“ The Dancing Orchestra „Geneva Camerata“ im Konzerthaus in Dortmund
 
Mitwirkende:
Geneva Camerata - Orchester
David Greilsammer - Dirigent
Martí Corbera - Tanz
Juan Kruz Díaz de Garaio Esnaola - Choreografie
 
Ein Beginn des Tanz & Konzertabends wie er ansonsten nicht abläuft. Noch während das Publikum herumläuft und die Plätze sucht, sind die Musiker*innen auf der Bühne, oder kommen und gehen und es scheint Unstimmigkeiten zu geben. Ein seltsames Geschehen was da abläuft. Als das Publikum endlich seine Plätze eingenommen hatte, erschien ein Tänzer in weißem Hemd gekleidet, alle anderen in schwarzen Oberteilen und näherte sich den einzelnen Tänzer*innen. Sie gingen dem Tänzer aus dem Weg und nahmen oder holten ihre Instrumente die aus Streich wie Blasinstrumenten bestand.
 
Spielend und Tanzend bewegten sie sich den Abend durch eine Choreografie von Juan Diaz de Garaio Esnaola.
 
Einfach sensationell zu erleben, wie es möglich ist so schwungvoll und belebend zu Tanzen und dann noch auf den Instrumenten mit voller Intensität zu spielen und das alles aus dem Kopf. Von Barock Musik bis zu Mozart, wie ein Film in einer Endlosschleife.
 
Der Tänzer Martí Corbera reißt die nun auf Stühlen spielenden Musiker*innen auf den Boden, alle in einer Käferposition und alle spielen ihre Instrumente mit gleicher Intensität weiter. Es ist nicht nur ein tolles Hörerlebnis sondern auch Visuell ein Augenschmaus, denn Tanz und Orchester gleichzeitig zusammen so agierend zu erleben ist schon sehr außergewöhnlich und voller Ideenreichtum.
   
Text: Kurt Rade, Fotos: Umberto Favretto, Leo-Paul-Horlier, Geneva-Camerata


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